Ein Gewerbegebiet im Kaiserslauterer Nordosten. Es ist kalt und feucht. Nach und nach steigen viele junge und wenige ältere (alte) Menschen die Treppenstufen zum jetzt schon legendären „Löfft“ hinunter, jener Schaltzentrale, in der die wichtigen Entscheidungen der Welt (des Headis) getroffen werden. Dahinter erstreckt sich das Zuhause von 20 Männern und zehn Frauen für das Wochenende des 17. und 18. Januar 2015. Sie haben sich durch gute Turnierleistungen im Jahr 2014 qualifiziert oder eine der begehrten Wildcards für das Masters ergattert. Beim Betreten der Arena werden Mundwinkel Richtung Ohren gezogen und Augen fangen an zu glänzen. In dem umfunktionierten Reifenlager prangt gleich am Eingang eine mehrstöckige Tribüne, die auf das Herzstück des Turniers ausgerichtet ist: In Grün und Lila erstrahlt die von Spraykünstler Carl Kenz veredelte Headisplatte vor den Akteuren, darum bettelnd, mit Spinangaben, Stopps und Volleys bespielt zu werden. Und das wird sie.
Nach einer kurzen Ansprache von Headis-Erfinder Headi Potter machen sich zwei Frauen- und vier Männergruppen á fünf Spieler an drei Platten ans Werk, fest entschlossen, dem amtierenden Champion Lauchgesicht den monströsen Pokal vor der labbrig grün-weißen Visage wegzuschnappen. Und tatsächlich, das junge Gemüse aus Göttingen, das 2014 die Jahreswertung dominiert hatte, erwischt einen schwachen Start und muss gleich in seinem ersten Spiel eine Niederlage gegen den Nosebraker hinnehmen. Zwar schafft er es als Zweiter der Gruppe um Rolli der Schlächter, Asturias und Attentheader in die Finalrunde, dort wartet aber der ehemalige Vize-Weltmeister Headset im Viertelfinale auf ihn. Der Trierer macht es in seiner Gruppe besser und landet souverän vor Headonis, Kung Fu Veita, HeadOr Kampfschrei aus der Unterwelt und Schmifie auf Rang eins. Auch Sniper Schorsch gibt sich an Tag eins keine Blöße und zieht ohne Niederlage vor Flying Dutchman, Nomit, Wurstverkäufer und Potter in die Endrunde ein. Dort bekommt er es im Viertelfinale am Sonntag mit Ibuna alias „Mürbi“ zu tun, der sich hinter Headbrötchen mit Zwiebeln und vor Bob der Headmaster, AJ Gorilla und Publikumsliebling Boldhead auf Rang zwei mürben kann.
Bei den Frauen zeigt die Neu-Kölnerin und amtierende WeltMasterin Red Hot Chilli Headers Missing Pepper in der Gruppe zunächst keine Schwächen und bezieht wie gewohnt auf dem ersten Platz Stellung. Hinter ihr sichert sich überraschenderweise die Wildcardgewinnerin Headité aus Saarbrücken den zweiten Rang, wodurch Mini Milk, Klausi und Guggi in die Röhre gucken. In der zweiten Frauengruppe kann sich Schmoffkopf die Tabellenführung gegen die ehemalige Weltmeisterin Headi Bobics junger Blablabla sichern und verweist damit Red Hot Chilli Header, Leni the fearless honeybagger, die sich in ihrem letzten Spiel leider verletzt, und Nitnett auf die Plätze.
Etwa 16 Stunden später kann man einiges aus den Gesichtern der besten Headisspieler der Welt ablesen: Bier, Schnapps und einige Runden Kicker, Darts und Bierpong lassen Tränensäcke herunterhängen und Augenlieder schwer wie einen Burrito aus Rollis „Taco Kidd“ werden. All das wird jedoch überstrahlt vom Willen zu gewinnen und so dauert es nicht lange bis die kleine Sensation perfekt ist. Headset fightet sich in einem epischen Match gegen das Lauchgesicht in drei Sätzen zum Sieg und wahrt seine Chance auf den Titel. Damit ist eine Titelverteidigung für den am Boden zerstörten Porreefreund unmöglich. Stattdessen schaffen es Headbrötchen gegen Dutchman, der stark spielende Nosebraker in einem knappen Match gegen den wacker kämpfenden Headonis und Sniper Schorsch, der Ibuna keine Chance lässt, ins Halbfinale.
Auch bei den Frauen beginnt die Endrunde mit einem Paukenschlag im Halbfinale: Headité treibt die Weltranglistendritte Schmoffelkopter mit ihrer Spielweise in den Wahnsinn und zieht überglücklich ins Finale ein, wo sie auf Headi Bobics jungen Katamaran trifft. Der Vorzeigeathletin aus Trier kommt ihr langer Erholungsschlaf der letzten Nacht zugute, wodurch sie die Turnierfavoritin RHCHMP ausschalten kann. Im Spiel um Platz drei läuft dann zunächst wieder alles für das Energiebündel aus Saarbrücken, die den ersten Satz gegen Schmoffkopp für sich entscheidet. Doch die Kölnerin startet in der Folge ein Comeback wie Phönix aus der Asche und rommelt sich in den dritten Satz. Dort entscheidet sie das packende Match unter dem Jubel ihrer zahlreich erschienenen Groupies für sich und schnappt sich nach Platz zwei im Jahr zuvor nun Bronze. Das Finale gestaltet sich im Anschluss etwas deutlicher, denn HB junger T spielt ihre geballte Erfahrung aus und triumphiert nach einem taktisch cleveren Zweisatzmatch über Headité, die eine tolle Gesamtleistung abliefert und mit der im Weltcupzirkus zu rechnen sein wird.
Inspiriert von den Mädels bieten sich anschließend auch die Jungs in den Halbfinals irrsinnige Matches. Zunächst muss Headbrötchen gegen Nosebraker ran, kann der akribischen Vorbereitung des Trierers bestehend aus Kippen, Bier und Energiedrinks allerdings nicht Herr werden und muss sich in drei sehr engen Sätzen geschlagen geben. Ohne Kippen, aber mit geballter Entschlossenheit und Power, nimmt Sniper Schorsch im zweiten Semifinale Headset auf die Hörner und steht nach ebenfalls drei Sätzen als zweiter Finalist fest. Headis‘ Social-Media-Fachmann winkt der Turniersieg vor eigenem Publikum. Zunächst stehen sich nach einigen weiteren technischen und taktischen Leckerbissen in der Holzklasse (Headi Potter setzt sich am Ende durch und holzt sich auf den begehrten 20. Platz) Headset und Headbrötchen im Spiel um Platz drei gegenüber. Die Kontrahenten schenken sich nichts und so landet auch diese Partie im dritten Satz, wo letztendlich Kraftpaket Headset seinen körperlich weit unterlegenen Gegner aussticht und den Platz auf dem Stockerl feiern darf.
Das kleine Finale ist eine mehr als angemessene Einleitung für das wichtigste Spiel des Tages. Der Druck auf beiden Spielern ist enorm, schließlich konnte Sniper seit seinem Erfolg in München 2014 keinen Turniersieg mehr feiern und für Nosebraker ist es sogar erst die zweite Finalteilnahme überhaupt. Somit entscheidet zu einem großen Teil das Nervenkostüm der Vollblutköpper, wer den Titel mit nach Hause tragen darf. Und schon im ersten Satz zeichnet sich eine Tendenz ab. Sniper ist der Wille ins Gesicht geschrieben, seine Stopps kommen hochprozentig und auch sein hohes Risiko bei den Schmetterbällen zahlt sich aus. Nosebraker stemmt sich dagegen, kann den Satzverlust aber nicht verhindern. Nach dem Seitenwechsel legt Sniper nochmals eine Schippe drauf und bietet den Zuschauern eine Rampishow, die ihrem Namen mehr als gerecht wird. Letztendlich verwandelt Sniper einen seiner Matchbälle zum Sieg und wird von der Menge gefeiert. Rund eine halbe Stunde später darf er dann den von Carl Kenz gestalteten „Pokal“ gen Lagerraumdecke recken und seinen Gefühlen freien Lauf lassen.
Damit geht ein weiteres geschichtsträchtiges Headiswochenende zu Ende, das bei allen Beteiligten schon die Vorfreude auf das nächste Jahr entfacht.